Vor kurzem habe ich ein Foto der anscheinend immer gut gelaunten, sensationell aussehenden schweizerisch-italienischen Moderatorin Michelle Hunziker mit ihrem einjährigen Enkelkind gesehen. Dass diese ewig jugendlich wirkende Frau schon Oma ist, begeistert mich immer wieder. Solch eine sexy Oma möchte ich auch gerne sein. Allerdings bin ich erst vor drei Jahren Mama geworden – und ich bin nur zwei Jahre jünger als Michelle Hunziker. Das heißt, solch eine Omi werde ich wohl nicht mehr werden. Ich finde es toll, dass sie das Oma-Sein zelebriert und sich von dem kleinen Cesare nicht „Michelle“, sondern „Nonna“ nennen lässt. Es gibt ja durchaus auch Großeltern, denen die Bezeichnung „Oma“ und „Opa“ peinlich ist und die sich von den Kleinen lieber beim Vornamen nennen lassen. Ich würde mich schon jetzt – hätte ich Enkelkinder – „Omi“ nennen lassen. Michelle Hunziker kann sich am 8.9. wie alle Omis und Opis dieser Welt feiern lassen, denn da ist „Nationaltag der Großeltern“. Ok, in den USA – aber ein schöner Grund, auch international die Großeltern hochleben zu lassen!
Als meine ältere Schwester meinen Eltern das erste Enkelkind schenkte, war ich 24 und hatte bis dato den Status des „Bébé“ genossen. Schlagartig war ich kein „Bébé“ mehr, denn nun gab es ja ein richtiges Baby. Daran hatte ich, trotz der Liebe zu meiner Nichte, erstmal zu knabbern. Mein Vater sagte später einmal zu meiner Schwester und mir, nachdem mein Neffe zur Welt gekommen war: „Wir kümmern uns jetzt nur noch um unsere Enkel.“ Das fand ich hart und musste ich auch erstmal verarbeiten. Ich konnte diesen herzlos anmutenden Spruch auch überhaupt nicht verstehen. Allerdings konnte ich mir damals bei Weitem nicht mal vorstellen, überhaupt ein Kind zu haben.
Vor einiger Zeit saß ich mit der Mama meiner Nachbarin und Freundin A. im Hinterhof zusammen. Sie war aus Rheinhessen gekommen, um ihren Enkelsohn zu besuchen. Und sie schwärmte auch von ihren anderen Enkelkindern. Während sie einen tiefen, genüsslichen Zug aus ihrer Zigarette nahm, offenbarte sie mir plötzlich folgendes: „Saskia, meine Enkel sind das Allerwichtigste für mich. Meine Kinder habe ich durchgebracht, die stehen jetzt auf eigenen Beinen. Aber jetzt interessieren mich nur noch meine Enkel.“ Darauf musste ich dann auch mal einen Zug nehmen. Und an die Worte meines Vaters denken. Scheint also wirklich so ein allgemeines Großeltern-Phänomen zu sein.
Meine Mutter sagt gerne: „Enkelkinder sind Gottes Belohnung fürs Elternsein.“ Nicht, dass Mama religiös wäre. Aber diese Weisheit scheint ihr aus der Seele zu sprechen – meine Eltern hatten es wohl vor allem mit mir nicht gerade einfach. Kurioserweise dürfen ihre Enkel Sachen machen, die meine Schwester und ich uns niiie hätten erlauben dürfen. All die Strenge, die sie damals bei uns an den Tag legten, scheint wie weggeblasen. Rumplärren, übers Essen mäkeln, mit Schuhen aufs wohnzimmerliche Ledersofa – ist doch alles nicht schlimm. Allein das Thema Süßigkeiten: Die gab es bei uns damals nur zu besonderen Anlässen. Kuchen an Geburtstagen und am Sonntag, Eis im Sommer. Unsere Tochter kriegt, wenn sie bei ihnen ist, jeden Tag Eisbecher UND Kuchen. Und für die Zeit danach gibt mir meine Mutter immer Gummibärchen-Tütchen für die Kleine mit – „für nachmittags nach der Kita“ – und beschwört mich streng, dass die Gummibärchen nicht für mich sind.
Wir wären oft aufgeschmissen ohne meine Eltern als liebevoll einspringende Betreuer. Und damit sind wir nicht die Einzigen. Wenn Elternteile erkranken, Kitas oder Horte ungeplant schließen, Personalmangel herrscht oder die Arbeit einem alles abverlangt oder man beruflich verreisen muss, springen die Großeltern ein – wenn man das Glück hat, dass sie halbwegs in der Nähe wohnen. Obwohl – ich kenne eine Oma, die regelmäßig aus ihrer Heimat Albanien anreist, um sich um ihre Enkelkinder zu kümmern, wenn Tochter und Schwiegersohn es aus beruflichen Gründen einfach nicht stemmen können. Ob in China, Israel oder in England – der tatkräftige Einsatz der Großeltern, damit die Eltern ihren Jobs nachgehen können, scheint ein internationales Thema zu sein. Ganz zu schweigen von Alleinerziehenden, die von ihren Eltern unterstützt werden müssen oder auf Pflege-Großeltern angewiesen sind. Der britische „Economist“ hat im letzten Jahr sogar das „Zeitalter der Großeltern“ ausgerufen. Man stelle sich mal vor, die Großeltern würden nicht einspringen. Ob hierzulande auf politischer und wirtschaftlicher Ebene bewusst ist, dass es die Omas und Opas sind, die den Laden am Laufen halten?
In Schweden gibt es jetzt sogar finanzielle Unterstützung für Großeltern, die sich um ihre Enkel kümmern, damit die Belastung für berufstätige Eltern reduziert wird.
Einer aktuellen, repräsentativen Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) und der Zurich Gruppe Deutschland zufolge ist die Mehrheit der Deutschen davon überzeugt, dass die Großeltern unverzichtbare Stützen im Familienleben sind und einen prägenden Einfluss auf ihre Enkel haben.
Meine Oma hat meinen Wunsch, Schauspielerin zu werden, auf jeden Fall unterstützt. Als ich knapp 11 war, machte sie mal mit uns Enkeln einen Ausflug in die Potsdamer Innenstadt. Jedes Kind bekam ein Geschenk. Ich bekam eine Biografie von Marilyn Monroe. (Zu der Zeit schaute ich jeden Tag nach der Schule den Film „Manche mögen‘s heiß“ und träumte davon, auch sowas zu spielen.) Das Buch habe ich immer noch. Ich erinnere mich auch ganz genau daran, wie stolz meine Großeltern bei meinem ersten Auftritt als Sängerin der Schulband im Publikum saßen und wie sie mich bestärkten, wenn ich als Kind und später als Teenager mit meiner Geige Konzertauftritte vom Orchester hatte. Und meine Oma machte den allerbesten Käsekuchen.
Eine meiner Lieblingsrollen auf der Theaterbühne war übrigens die der Großmutter in „Räuber Hotzenplotz“. Ich glaube ja, so eine Omi wäre ich auch. Bei mir würde es immer frisch gebackenen, duftenden Pflaumenkuchen mit dicken Streuseln und Schlagsahne geben. Ich wäre wie meine eigenen Eltern immer für meine Enkelchen da und würde ihnen bestimmt auch hin und wieder von den guten alten 2020er Jahren erzählen. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch in diesem Leben, schaun wa mal! Aber erstmal: ein ganz liebes Cheerio auf die Großeltern dieser Welt!
Moin!
Würde meine Töchter (alt genug sind se ja) mich zum Opa machen, hätte ich die nächsten 10 Jahre keine/kaum Zeit für die Enkel. Ich muss noch ordentlich arbeiten, um hoffentlich meine Rente über den Bürgergeldsatz zu treiben…
LG,
Christoph
💪🏻🫶🏽
Dankeschön für diese rührende Kolumne, Saskilein, und auch dafür, dass Du uns auch zu Großeltern gemacht hast, nachdem unsere beiden großen Enkel schon lange aus dem Kuschelalter heraus sind, aber trotzdem immernoch gern zu uns kommen in den Ferien bzw. Semesterferien. Und es ist herrlich, sich mit ihnen auf Augenhöhe zu unterhalten und die eine oder andere großelterliche Erfahrung mit auf den Weg zu geben. Und nun dürfen wir bei unserer kleinen Süßmaus noch einmal erleben, welche neuen Fähigkeiten jeden Tag dazukommen und uns zum Staunen und manchmal zum Schmunzeln bringen. Und ja: Heute schmunzeln wir genüsslich über Situationen und Aussagen, die bei Dir und Deiner Schwester ein eindeutiges Stirnenrunzeln hervorgerufen hätten. Die einen nennen es Altersmilde, ich nenne es Altersweisheit, wobei ich finde: Die Altersweisheit kommt nicht, weil man alt ist, sondern – weil man jetzt Zeit hat, jegliche seiner Erfahrungen zu reflektieren. Und Großeltern haben Zeit gelassener zu sein. Das mag auch der Grund sein, weshalb Enkelkinder bei den Großeltern ganz anders reagieren, als sie es bei den Eltern tun. 😃😘
Wir genießen jetzt jedenfalls bei allen unseren drei wunderbaren Enkelkindern die Belohnung Gottes für’s Elternsein. Liebe Grüße von dieser Stelle aus an alle Großeltern.
Danke, liebe Maman!! ❤️❤️❤️ Ich finde, Du solltest einen eigenen Großmutter-Blog schreiben und Papa spricht den Podcast dazu 😍 Da wir uns ja heute noch spontan sehen, können wir heute schon auf Euch anstoßen! 🥰
„(…) Kurioserweise dürfen ihre Enkel Sachen machen, die meine Schwester und ich uns niiie hätten erlauben dürfen. All die Strenge, die sie damals bei uns an den Tag legten, scheint wie weggeblasen.“
Hach ja, der Lauf der Welt… 🙂 Ich kann mich auch an das eine oder andere kleine Neidgefühl in Richtung meiner Neffen erinnern, die nichts als milde, liebende Blicke von meinen Eltern geerntet haben… wenn ich dann meinen Neffen mal unter vier Augen, aus dem Nähkästchen plaudernd, ein paar alte Geschichten erzählt habe, welches Regiment sie als Eltern geführt haben, dachte er, ich spreche von völlig anderen Personen. Aber doch beruhigend, dass es überall ähnlich zu sein scheint 🙂 Ich hätte es bizarr gefunden, meine Großeltern mit Vornamen anzureden, auch meine Eltern – wäre mir nie in den Sinn gekommen. Das mache ich nur jetzt post mortem, dass ich auch aus stilistischen Gründen öfter mal Alma und Karin in meinen Blogeinträgen schreibe – und auch, weil ich versuche, sie als Persönlichkeiten jenseits ihrer Mutter/Oma-Rolle zu erfassen und zu würdigen. Zu meiner anderern Oma hatte ich nicht so ein inniges Verhältnis wie zur lebensfrohen Oma Alma, obwohl sie im selben Haus wohnte. Die hatte ein sehr zurückhaltendes Naturell, nicht so eine Kuschel-Oma wie Alma. Ich denke schon, dass Du allergrößte Chancen hast, auch eine schicke Oma zu werden. Hab ich gar keine Sorge! 🙂
Danke liebe Gaga! 😍 „das ein oder andere kleine Neidgefühl in Richtung meiner Neffen“ 😂😍 Und wenn dann erstmal das kleine Neidgefühl in Richtung des eigenen Kindes geht, das ist besonders schräg 🤣 Ja wirklich beruhigend, dass man nicht die Einzige ist 😄 Kuschel-Oma Alma muss eine ganz tolle Oma gewesen sein ❤️
Bevor ich vor zwei Jahren das erste Mal Oma geworden bin, habe ich die Omas, die ständig über ihre Enkelkinder geschwärmt haben, immer etwas schief angesehen und nie wirklich verstanden. Seit ich aber selbst eine Enkeltochter habe, bin ich zur allerschlimmsten Oma geworden, die es gibt – ich erzähle überall und jedem von ihr! Ihre Bilder zeige ich nicht nur meinen Kollegen und Kunden, sondern auch wildfremden Menschen. Ganz zu schweigen davon, dass sie natürlich das schönste, klügste, liebste und bravste Kind der Welt ist. Meine zweite Enkelin wird auch ein Mädchen – zum Glück! Denn meine beste Freundin hat zwei Enkeljungen, und wir haben uns geeinigt, dass ihre die besten Enkeljungen und meine die besten Enkeltöchter sind.
Und Deine Enkelin hat die beste Oma der Welt, liebe Gizella! 😍 Das klingt wunderschön – eine bessere Oma kann man sich doch nicht wünschen! (So wie bei meiner Tochter und ihren Großeltern 😄🫶) Herzlichen Glückwunsch schon jetzt zu Deiner zweiten Enkelin, die sich auf eine liebevolle Omi freuen darf!