Heute ist Tag des Bloggens. Vor genau 30 Jahren stellte der Erfinder des HTML und des World Wide Web, der britische Informatiker und Physiker Tim Berners-Lee, die erste Vorversion eines Blogs online. Ich selbst bin noch nicht lange im Blogger-Universum. Vor ein paar Monaten, als ich mal krankheitsbedingt keine Stimme hatte, war die Idee im Fieberwahn geboren… Mit Hilfe eines Online-Handbuchs schusterte ich die Website zusammen, Hauptsache meine Gedanken zu Papier bringen. Zu Papier, haha! Warum nicht einfach Tagebuch schreiben? Was hast DU denn für ein Geltungsbewusstsein? Was interessiert es die Leute, was du über Sprachnachrichten denkst und über Klappstullen und Sophia Loren und Deckenlicht und über Milky Way und und und? Apropos Milky Way. Für meine letzte Kolumne anlässlich des 35. Jubiläums des Mauerfalls wollte ich die Milky Way-Werbung aus den späten 80ern nach-inszenieren, die als Kind einen großen Eindruck auf mich gemacht hat. Ich wollte wissen, ob der Schokoriegel (immer noch) in Milch schwimmt. Machte das Experiment und davon ein Foto. Natürlich schwamm er.
In Gedanken bei meinem Text stellte ich die Milchpackung zurück in den Kühlschrank – dachte ich. Später am Abend hörte ich meinen Freund plötzlich von der Küche her laut fluchen. Das Kühlschrankfach war komplett unter Milch. Ich hatte die Milchpackung quer ins Fach gelegt und zudem nicht richtig verschlossen.
Erklärte ihm darauf, dass ich die Milch für mein Milky Way-Foto brauchte und wohl nicht bei der Sache war.
Er: „Alles für den Blog!“
Ich: „Aha! SO denkst du also wirklich über meinen Blog!“
Er: „Nein, oh Gott nein, so habe ich es überhaupt nicht gemeint!“
Ich: „Oh doch! Genau darin liegt die Wahrheit! Du denkst, was für einen Aufwand ich betreibe, jede Woche! Wahrscheinlich belächelst du es – haha, ein Blog, verdient ja kein Geld damit, putziges Hobby!“
Er: „Nein, das habe ich nie gedacht!“
Solange mir das Schreiben Spaß macht, werde ich weiter bloggen, Woche für Woche. Was mich tatsächlich etwas stresst, sind die Fotos. Man braucht halt immer ein Foto. Ohne Foto wird nix gelesen. Außer vielleicht der Einkaufszettel. Ich habe immer aktuelle Schauspielfotos von tollen Fotograf:innen, aber nicht immer passt es zum Thema. Dann zücke ich selbst die Kamera. Im Fall von „Brot und Glamour“ finde ich es sehr gelungen, ich bin ganz verliebt in mein Foto von der Klappstulle im Mause-Schloss, das ich für den Zweck von meiner Tochter geklaut hatte. Vielleicht sollte ich einen Fotograf nur für meinen Blog beschäftigen. Das wäre definitiv eine Erleichterung.
Manchmal bin ich eifersüchtig auf meine Fotos. Also auf die Profi-Fotos, wo ich drauf bin und zurechtgemacht gegen die, die ich selbst geschossen habe. Ich könnte irgend eine Grütze schreiben und dazu ein schickes Foto von mir posten. Oder einen richtig guten Text mit einem selbstgeschossenen. Profi-Foto gewinnt immer!
„Weißt du denn, wieviele Leute diese Kolumnen lesen?“ schrieb mir eine Freundin. Nö. Die Formulierung „diese Kolumnen“ versetzte mir einen kleinen Stich. So als ob es sich um meine eigenen 13 Kinder handeln würde, die sie mit abschätzigem Blick betrachtete.
„Und was hast du davon?“, fragte ein Kollege. Natürlich ein Ventil. Was alles so in meinem Kopf rumspukt! Ich fühle mich tatsächlich aufgeräumter, seit ich blogge. Und ich erfreue mich an der Vorstellung, dass meine Texte an Bushaltestellen, auf dem Klo oder bei der Arbeit gelesen werden, im Büro zum Beispiel. Ein Freund liest auf der Arbeit immer online die Prospekte der Supermärkte und studiert die Schnäppchen-Angebote, dabei mit gewichtig-konzentrierter Miene auf den Bildschirm starrend. Meine Kolumne als Zerstreuung von der Arbeit, als Alternative zu Discounter-Prospekten, das hätte schon was. Ich freue mich sehr über alle Kommentare und Rückmeldungen, die ich seit dem Start der Mitteschnitte auf verschiedenen Kanälen bekommen habe – Danke, ihr Lieben!!
I’ll blog till I drop!
Seeeeeehr amüsant liebe Saskia 👏🏼
Mein Highlight: der (Loriot)-Dialog mit deinem Freund 😂
Dankeschön, lieber Aras! 😃 Loriot-Dialog – das war mir gar nicht bewusst, aber jetzt wo du es sagst – stimmt 😂
Liebe Saskia,
als „Alt-Bloggerin“, die in den letzten zwanzig Jahren sicher die meisten der bekannteren deutschen Blogs irgendwann mal auf dem Klapprechner hatte, kann ich Dich nur abermals aufs Herzlichste in der Blogosphäre Willkommen heißen. Du bist ein Naturtalent, hast eine herrliche Schreibe und Deine Themenauswahl ist ebenfalls inspirierend und kurzweilig. Diese Fragen, die Dir Deine nicht bloggenden Bekannten angetragen haben („was hast Du davon?“ „was bringt das?“ blablabla sind lediglich ein Ausdruck davon, dass Sie vermutlich nicht diese Freude am Schreiben, dem Ausformulieren von Gedanken, Erinnerungen, Befindlichkeiten haben. Sicher verfügen sie über andere Talente.
Ich halte den Hang zum (dauerhaften) „Befindlichkeitsbloggen“ für eine angeborene Eigenschaft. Die einen kommen runter und sortieren sich innerlich, wenn sie einen Pullunder häkeln, die anderen häkeln Gedankenbordüren mit Buchstabenmuster. Mach weiter, aber mach Dir keinen Stress. Inzwischen kenne ich Dich gut genug um einschätzen zu können, dass Dein sprudelndes Naturell dauerhaft für premium Lesestoff sorgen wird! 🙂
Liebe Gaga, vielen lieben Dank für diesen herzlichen Empfang in der Blogosphäre! Der mich beflügelt, noch weitere „Gedankenbordüren mit Buchstabenmuster zu häkeln“ (haha, quel bonmot gaganique! 😍😂) Ich muss es an dieser Stelle nochmal erwähnen: Eine Notiz aus dem Nachlass deiner Mutter in deinem Blog hat mich überhaupt zu meiner zweiten Kolumne inspiriert 🤗 Merci, chérie!