Am Sonntag ist Alain Delon gestorben. Der einst schönste und geheimnisvollste Mann des französischen Kinos hinterlässt eine Lücke.
Für mich ist aber schon vor 3 Wochen ein Stück Frankreich gestorben.
Die Galeries Lafayette Berlin sind nach 28 Jahren geschlossen worden. Die meisten meiner Freund*innen und Familienangehörigen haben die Schließung gar nicht mitbekommen. Als Reaktion auf mein Entsetzen über die Schließung dieser Institution erntete ich meist nur gleichgültiges Achselzucken. Mais ça ne m‘interesse pas!
Ich möchte dir „Au revoir“ sagen, liebe Galeries Lafayette. Also ehrlich gesagt geht es mir um deine Gourmet-Abteilung.
Du warst, seit ich Studentin war, mein Frankreich-Urlaub, mein geliebtes Refugium.
Damals habe ich nur 10 Fußminuten von dir entfernt gewohnt. Galeries Lafayette, mon amour! Wie oft bin ich in meinen Zwanzigern zu dir flaniert, habe mir in deiner Gourmet-Abteilung noch am Ende meines Dispos Macarons und Canelés gegönnt – wenn mich die Sehnsucht nach Frankreich packte und mich die Verzweiflung über den Uni-Alltag überfiel.
Und auch später, im hohen Alter, zog es mich bis zu deiner brutalen Schließung magisch zu dir. Vor allem montags. Montage finde ich nämlich schrecklich, obwohl ich selbst an einem Montag geboren bin und meine Tochter ebenfalls. Aber man kann es sich nicht schön reden – Montage sind schwierig und nur mit Selbstverwöhnung zu überstehen. Und da kamst du wieder ins Spiel, liebe Galeries Lafayette. Denn eines Montags habe ich beschlossen, ausgerechnet an diesem Tag den GLAMOUR zu zelebrieren. Ich setzte mich also, wann immer montags möglich, in deine Schlemmerabteilung und gönnte mir feinstes Sushi (das Mittagsangebot war wirklich erschwinglich!).
Danach noch ein Canelé am Pâtisserie-Stand. Das sind diese kleinen Gugelhupf-förmigen Küchlein aus Rum-getränktem Teig. Noch bevor ich mit meiner Beute die wenige Meter entfernte Rolltreppe hoch zum Erdgeschoss betrat, biss ich mit meinen scharfen Tigerzähnen in die dicke Außenhülle. Dann kam auch schon der Rum-getränkte flauschige Teig. Ich grunzte leise. Wenn ich oben ankam, hatte ich das Teil schon verschlungen. Ein zweites Canelé hatte ich oft für meinen Freund gekauft. Er sollte auch in den Genuss kommen. Doch noch während ich an den edlen Hüten und floralen Halstüchern vorbei Richtung Ausgang Französische Straße schwebte, verschlang ich in einer Nanosekunde noch vor der Glastür das gute Stück. Das gleiche Schicksal ereilte die Macarons – kleine runde, luftig-zarte, knusprig-cremige Köstlichkeiten von Frédéric Cassel. Manchmal gönnte ich mir die Deluxe Version: Riesen-Macarons mit dicker Cremefüllung und Himbeer-Ummantelung.
Galeries Lafayette, mon amour, du bist Ende Juli 2024 geschlossen worden wegen verändertem Kaufverhalten der Kund*innen? Wo bleibe ich, deine treueste Kundin seit über 20 Jahren?! Ich finde die Entscheidung des Konzerns aus Paris absolut inakzeptabel.
Es gibt ja Stimmen, die es feiern, dass vielleicht die Landesbibliothek Berlin in die heiligen Gemäuer äh gläsernen Etagen der Galeries Lafayette a.D. einziehen wird.
Ich finde es blasphemisch! Nichts gegen Bücher – aber die Vorstellung, dass solch muffig riechende Bibliotheksexemplare – angegrabbelt von sich nachlässig waschenden Studenten (nö, hier gendere ich nicht) mit fettigen Haaren und klebrigen Pfötchen – meine geliebten französischen Feinkostprodukte in der Schlemmerabteilung ersetzen sollen – non, c‘est trop grave pour moi! Muffig riechende Bücher, die „Die französische Art, das Leben zu genießen“ ablösen sollen.
Lafayette-Connaisseur*innen mögen entgegenhalten, dass das Kaufhaus ja nicht nur aus der Gourmet-Abteilung im Untergeschoss, sondern auch aus der Parfümerie-Abteilung im Erdgeschoss und Mode in der 1. bis 3. Etage bestand. Richtig.
Alors, hier mein Vorschlag: BITTE holt die Gourmet-Abteilung zurück ins Untergeschoss. Die Bibliothek soll sich dann meinetwegen in den Etagen darüber ausbreiten. Aber bitte bringt mir die Gourmet-Abteilung mit ihren weltbesten Macarons und flauschigen Canelés zurück und das Gefühl, dass ich ganz schnell Urlaub in Frankreich machen kann. Gerade montags! Und Klimafreundlich!
S‘il vous plait! Merci, Chéri(e)s ❤️
Das klingt nach absolutem Genuss! Das ging mir auch so, dass mir die anderen Etagen egal waren 😄 Ok, das schreit nach einer Revolution, die Gourmet-Abteilung zu erhalten! 💪
Und erst die Käse-Theke in der Gourmetabteilung!!! Die verschiedensten Sorten himmlischen französischen Geschmacks und dazu einen Bordeaux Rotwein. Wenn ich das hinter mir hatte war ich so selig, dass mich die anderen Abteilungen gar nicht mehr Interessierten. Den Tempel des Genusses vermisse ich sehr. Schade..
Das klingt nach absolutem Genuss! Das ging mir auch so, dass mir die anderen Etagen egal waren 😄 Ok, das schreit nach einer Revolution, die Gourmet-Abteilung zu erhalten! 💪
Ich habe die Schließung leider auch nicht mitbekommen und bereue nun, dass ich die Gourmet-Abteilung nie aufgesucht hab. 😉
Wir müssen wohl bald einen Ausflug nach Paris machen! 😍
❣️
Willkommen in der Blogosphäre 🙂
Du hattest ja offenbar eine veritable Liebes-Affäre mit den Galeries Lafayette…! Ich fand es auch toll, dass es das gab, aber war vielleicht insgesamt nur fünfmal da (lag einfach nicht auf meinen Wegen), aber immerhin auch bei der Eröffnung seinerzeit. Und habe zwei tolle Kleidungsstücke dort gekauft. Hab ich noch. Ein weißes Etuikleid und einen sehr extravaganten Mantel mit Ozelotmuster. Und einmal Zutaten für einen französischen Fresskorb, als Geburtstagsgeschenk an eine frankophile Freundin in Bayern. Die Sachen schickte ich in ungefähr zehn Briefumschlägen, diverse Tafeln Schokolade, Ölsardinen, feine Plätzchen, alles was durch einen Briefschlitz passte 🙂 Und für mich besten Bordeaux und excellenten Blanquette de Limoux (ein ganz feiner Schaumwein aus dem Limousin).
Das klingt alles ganz exquisit, vom Etuikleid bis zum Schaumwein! 🤩 Ja, eine über zwanzigjährige Liebesaffäre – das ist für eine Affäre nicht schlecht! ☺️
….und zweimal Modeschmuck, obwohl ich gar nicht der Typ für Modeschmuck-Shopping bin. Der Laden hat mich verführt, zwei recht extravagante Halsketten zwischen archaisch und afrikanisch… also nachhaltig eingekauft, Deine Macarons und sonstigen Patisserien sind längst verdaut, ich habe Andenken für die Ewigkeit 🙂
Hahaha, chapeau! Die passen bestimmt gut zu dem weißen Etui-Kleid. Ich habe tatsächlich immer nur an den schnellen Genuss gedacht. ABER ich kann immerhin 2 Kleidungsstücke aus dem Lafayette vorweisen. Ein kurzes gelbes Röckchen mit Jeans-Einfassung (kann man sich jetzt glaube schwierig vorstellen), wo leuchtend Gelb „glorious“ draufsteht. Ich trage es nur noch an Urlaubsorten im Ausland, wo mich niemand kennt. Und ein wunderschönes, eng anliegendes, nachtblau schimmerndes Abendkleid. Dieses werde ich niiie wieder anziehen können, weil ich da niiie wieder reinpassen werde 🤷♀️😄
il ne te reste plus qu’à venir souvent à Paris 😉
Absolument! 😄