Imposantes Panorama

8 thoughts on “Imposantes Panorama

  1. Du weißt schon, dass es inzwischen wie ein Sechser im Lotto ist, wenn man in unserer Ecke noch zur Miete wohnen kann. Als „meine“ kleine Wohnung vor zehn Jahren auf dem Markt kam, waren die damaligen 275.000 Euro für 2 Zimmer im oberen Bereich. Das wäre heute ein Schnäppchen, die Preise haben sich ziemlich genau verdoppelt. Ich konnte mir die Wohnung schon damals nicht leisten, also vom Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen, das man als langjährige/r Mieter/in bekommt, wenn eine Mietwohnung umgewandelt wird zur Eigentumswohnung. Das wird sich immer weiter dynamisch nach oben entwickeln. Die Ferienwohnung, die ich ihn Kampen hatte, mit vergleichbarer Größe wie meine in Berlin, allerdings ohne Balkon (gibts an Reethäusern nicht, ist untersagt), ist auch auf dem Markt, für 785.000 Euro, immerhin unter einer Million. Für Kampen ein Schnäppchen 🙂 Wir können zufrieden sein und den Immobiliengott jeden Abend vor dem Einschlafen in unsere Gebete einschließen. Hoffe, der Professor, der vor zehn Jahren „meine“ Wohnung kaufte, hat noch lange keine Anwandlungen Eigenbedarf anzumelden. Neulich mal geguckt, was es vergleichbares auf dem Mietwohnungsmarkt gibt. Kaum Angebote, entweder zur doppelten Miethöhe oder in Randbezirken, wo man teilweise noch nie war und auch nicht hin möchte. Wenn Du Eigentumswohnungen in Mitte googelst, kommt ein hoher Prozentsatz von Angeboten in – u. a. – Gesundbrunnen. Äh… Da macht sich bei mir der innerliche Snob bemerkbar. Das ist für mich nicht Mitte, sondern Wedding. Diese Bezirksreform auf dem Papier spielt den Immobilien-Vermarktern in die Karten, wer nicht durchblickt und investitionsfreudiger Nicht-Berliner ist, schlägt da vielleicht zu 🙂

    1. Liebe Gaga, der „innerliche Snob“ (herrlich, bin ich froh, dass ich damit nicht alleine bin 😂) schreit auch in mir immer auf, wenn ich Pseudo-Mitte-Angaben lese. An diese „Bezirksreform auf dem Papier“ kann ich mich bis heute nicht gewöhnen. Moabit ist Moabit, Wedding ist Wedding, Tiergarten ist Tiergarten. Mitte ist Mitte. Im Spätsommer hab ich auf einer Terrassenparty in Lichterfelde eine Dame kennengelernt, die immer wieder betonte, dass sie ja in Mitte wohne. Ihrem Tonfall nach klang es so, als würde sie am Gendarmenmarkt oder in der Sophienstraße wohnen. Ich dann nachgefragt, in welcher Straße – hätte ja sein können, dass man Nachbarn ist – und die Antwort war „Müllerstraße“. Da schrie die snobistische Mitte-Patriotin in mir laut auf. (Nach außen wahrte ich freundliche Contenance.) Das ist für mich Downtown Wedding. Mehr Wedding geht nich. Und nichts gegen den Wedding. Ich mag Gesundbrunnen und Humboldthain. Aber ist nicht Mitte. Genauso irritiert war ich kurz, als ich mal las „George Clooney gastiert wieder im Soho House in Pankow“ statt Prenzlauer Berg 😂
      Ich gebe Dir recht – die Entwicklung in unserer Ecke ist schon krass. Ich werde den Immobiliengott ab heute vor dem Einschlafen in meine Gebete mit einschließen 🙌🙏🏼❤️

  2. Mit scharfem Blick und feiner Feder hinter die Kulissen und ins Herz des Berliner Mitte-Kiezes geschaut. Herrlich zu lesen.
    Der Genuss solcher Lektüre könnte sicher auch dem geneigten Leser z.B. der Berliner Zeitung unter der Rubrik Panorama Freude bereiten.
    Dein Pabba

  3. Mir geht es wie Montagsmarie: Ich verbleibe mit 👍👍👍😘. Aber mit dem Busendach habe ich dazugelernt und überlege immernoch, ist das Dekadenz, sexualisierte Baukunst, Liebesbekundung eines Ehemannes, originelle Baukunst oder…oder…

    1. Ganz lieben Dank, liebe Maman ❤️ Ja das mit dem Busendach liegt wohl im Auge der Betrachterin und sicherlich trifft alles zu 😂 Ich habe gelesen, dass er sich für sein eigenes Haus „das schönste Dach der Welt“ wünschte, weil ihn Städte von oben langweilten… ☺️😘

  4. Das ist so toll geschrieben, dass mir die Worte fehlen, darauf etwas Kluges oder Witziges oder sonst irgendwie Originelles zu schreiben. Diese Geschichten von Dir, die könten ein gutes Buch ergeben. „In Berlin“ oder so. Das meine ich! Bravo! Hohe Kunst! Und ich habe gegoogelt: Sowohl das Haus, das woanders stand als auch das Busendach. Uff.

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