Ich bin ein großer Fan von Kurzurlauben. Am liebsten an der Ostsee. Aber wenn selbst die zu weit ist, sehr gerne in der Region. Da hat Brandenburg einiges zu bieten, da es über 3000 Seen verfügt. Wenn schon nicht Meer, dann wenigstens ein glitzernder Havelsee.
Ich sollte allerdings keine Hotelkritikerin sein, ich wäre gefürchtet. Nicht selten erstelle ich schon nach Ankunft eine gedankliche Mängelliste. Sie füllt sich in Windeseile – denn mein geschultes Auge für das Fehlen des Selbstverständlichen ruht nie.
Hier aufgelistet einige Mängel, die mir – wohlgemerkt auch in gehobenen Hotels – regelmäßig unterkommen:
Keine Kleiderhaken
Es ärgert mich, wenn selbst in Premium-Hotels Kleiderhaken fehlen. Egal welche Preisklasse – Aufhängungsmöglichkeiten in Hotels sind rar. Ich verstehe es nicht – Kleiderhaken sollten doch eigentlich nicht viel kosten?
Mangelnde Kleiderbügel
Fehlende Kleiderhaken sind bereits ein Minus – aber wenn im großen Schrank nur zwei oder drei Kleiderbügel hängen, gerät mein Blut in Wallung. Wohin mit Hemden, Kleidern, Oscar-Roben? Und wehe, man will einen trostlosen Bügel aus der Schiene nehmen, dann bricht man sich fast den kleinen Finger. Überhaupt nerven mich Kleiderbügel in Schienen. Gibt es nur in Hotels. Was ich mir da immer einen abstochere! Mir hat aber mal jemand aus dem Hotelgewerbe erzählt, dass Kleiderbügel gerne von den Gästen geklaut werden. Deshalb die unhandlichen, aber diebstahlsicheren Schienen. Und da wird dann auch noch gegeizt!
Stuhl gesucht
Wo kein Haken oder Bügel, könnte ja eine Stuhllehne als Aufhängemöglichkeit dienen. Aber auch Stühle, wo ich gerne meine Sachen rüberwerfe, sind keine Selbstverständlichkeit. Und wenn es mal einen zweiten Stuhl gibt, sieht er aus wie ein Möbelstück aus einem Zahnarztwartezimmer von 1976.
Stylische Überschwemmung
Ebenerdige Duschen mit schwarzen Fliesen wirken auf Fotos minimalistisch-cool. In der Realität ist das gesamte Bad danach eine Pfützenlandschaft, durch die man barfuß watet wie durch ein Kneipp-Bad.
Zittrige Dübel
Wenn es denn Haken gibt – etwa für kleine Handtücher oder zur Befestigung eines Vorhangs – dann sitzen die oft so locker, dass man sie irgendwann in der Hand hält. Und das sogar in selbsternannten Luxus-Resorts. Wenn es einen Dübel gibt, hat man Angst, der fällt raus, wenn man ihn nur scharf anschaut.
Schrank der leeren Versprechen
Riesig und imposant – aber innen leer wie ein Kühlschrank während einer Fastenkur. Keine Regalböden, keine Schubladen, nur ein großer Hohlraum, in dem man theoretisch alles aufhängen könnte – wenn es mehr als zwei Bügel gäbe. T-Shirts, Unterwäsche, Socken? Willkommen auf dem Stuhl. Falls vorhanden.
Viel Wind um nichts
Wo an den einfachen Dingen des Lebens gespart wird, gibt es von den unnützen meist zu viel. Air Condition zum Beispiel. Ganz ärgerlich, wenn sich die Klimaanlage nicht ausschalten lässt. Ein monotones Rauschen wie in einem amerikanischen Motel, nur ohne Highway-Romantik. Ich habe schon mehrfach einen Handwerker kommen lassen, weil ich nicht bereit war, in künstlich gekühltem Wind zu schlafen.
Und wer benutzt eigentlich noch Plastik-Badehauben? Sie liegen da, einzeln verpackt, als stünde irgendwo noch ein Trockenhaubenapparat, der auf sie wartet. Keine Haken, Bügel, Ablagen – aber die Duschhaube ist da.
Ich weiß, das alles sind Luxusprobleme. Aber es sind die kleinen Dinge, die entscheiden, ob man sich in einem Hotelzimmer wie zu Hause fühlt. Obwohl – wie zu Hause fühlt man sich nur zu Hause. Ich bleibe trotzdem Fan von Hotels. Und ich könnte mir nach wie vor gut vorstellen, wie Udo Lindenberg auf Dauer in einem Hotel zu wohnen. Ohne die gelisteten Mängel natürlich. Aber ich bin mir sicher: In Udo‘s Suite ist alles paletti.
Um die grandiose Liste zu ergänzen: Mich machen Stühle mit abgerundeten Lehnen fertig. Ein Konstruktionsfehler, der dazu führt, dass Handtaschen kraftlos zu Boden sacken, wenn man sie über den (einzigen) Stuhl im Raum hängen möchte.
Vielen lieben Dank für die Vervollständigung der Mängelliste, liebe Jutta! Oh Gott jaaa – abgerundete Lehnen, von denen Handtaschen und weiche Kaschmir-Cardigans runterrutschen, sind wirklich ein Grauen! 😂
So, habe ganz schnell das kleinste Gästezimmer der Welt inspiziert: Alles da! Stuhl, genug Kleiderbügel und sogar Kleiderhaken an der Tür. Keine Dübel, schon gar nicht zittrige, keine Überschwemmungsmöglichkeiten und keine Klimaanlage. Alles perfekt! 😀
Komm ruhig checken! Jederzeit!
FREUDE!
Sobald es mir möglich ist, werde ich mit gepacktem Koffer vor Deiner Tür stehen 😂 VORFREUDE!
P.S. Duschhauben hab ich glaub ich zuletzt 1974 gesehen… 🙂
Ich hab bestimmt noch welche – natürlich frisch verpackt. Ich bewahre sie für Dich auf 😆 Falls Du mal eine längere Haarkur machen willst.
🙂
Du hast da mehr Erfahrungswerte als ich, kann da nicht so viel fachsimpeln.
Was mich wie Dich auch stört, sind rauschende Klimaanlagen oder Belüftungen, die an Lichtschalter gekoppelt sind. Entweder die Wahl, im fensterlosen Bad was zu sehen und den Lärm zu hören oder man tappt im Dunkeln. Und auch superschlimm: nicht öffenbare Fenster! Wie im Aquarium!
Des weiteren eine sehr unangenehme Entwicklung, dass manche Hotelzimmer keine richtigen verschließbaren Kleiderschränke haben, sondern ein paar offene Regale, wo man dann seine Unterhosen draufpacken kann – und entweder eine offene Kleiderstange oder Haken ANSTATT eines Kleiderschrankes. Das hört sich nach Billig-Unterkunft oder Jugendherberge an (wobei die wenigstens noch Spinde haben), ist mir aber im besten und teuersten Hotel in Schweinfurt widerfahren (muß man aber auch nicht unbedingt hin, so oder so nicht 🙂 .
Des weiteren ganz mangelhaft für mein Empfinden, wenn ein Hotelzimmer keine Minibar hat – weniger wegen der dort bereits vorhandenen Auswahl an Miniaturflaschen, sondern viel mehr, weil ich dort gerne einen selbst mitgebrachten guten Tropfen in normaler Flaschengröße kühlen möchte. Ich checke jetzt explizit vor Hotelbuchung, ob eine Minibar oder ein Kühlschrank erwähnt ist.
Was nicht von vorneherein als Mangel gilt, aber für mich untragbar (bzw. unschlafbar) ist: Doppelbett mit zwei separaten schmalen Matratzen und spürbarer Besucherritze. Daher bei mir im Fokus vor der Buchung, dass da entweder steht „Französisches/Queen Size oder King Size-Bett“. Das letzte Mal, als ich es verpeilt hatte (in einem sonst stylishen Boutique-/Art-Hotel in Frankfurt am Main), habe ich die beiden schmalen Matratzen aus den Bettenrahmen genommen und auf den Boden gelegt, um sie enger zusammenrücken zu können. Heieiei…
Natürlich First World Problems – Champagne Problems – aber über Die muss man auch mal sprechen dürfen!
Oh ja, nicht zu öffnende Fenster – ganz schlimm! Zuletzt erstmalig in meinem Leben in einem Londoner Hotel mit Freundinnen erlebt! Die Fenster waren schon ein Extra-Feature in diesem sonst guten und gelobten Hotel in Covent Garden, denn andere Zimmer hatten gar keine Fenster – und dann ließen sich unsere nicht öffnen „for safety reasons“ ☺️
Sehr lustig Dein Bericht vom „besten und teuersten Hotel in Schweinfurt“ 😂
Oooh ja, die notorische Besucherritze! Ist mir neulich auch in einem bei der Buchung ausgewiesenen „Queen-Size-Bett“ untergekommen. Da war einfach ein großes Queen-Size-Laken drüber – über der Ritze 🙈
„Queen-Size-Laken“ 😁
Motto: Reduce to the Max.