Neulich lief ein als Fuchs verkleideter Mann meine Straße entlang. Es war ein ganz normaler Sommertag, also weder Fasching noch Halloween. An seinem Hintern baumelte ein großer buschiger Fuchsschwanz, den Kopf zierten zwei spitze orangefarbene Fellohren. Die Leute blieben stehen und blickten sich zu ihm um – wie meine kleine Tochter und ich. Der Typ schlenderte gelassen seines Weges, für ihn schien es das Normalste der Welt zu sein, wie ein Fuchs auszusehen. Gerade als ich anfing, innerlich zu lästern (‚Hat der ’ne Klatsche… Leute gibt’s…Typisch Mitte…‘), fiel mir plötzlich ein, dass ich ja selber mal eine animalische Obsession hatte. Ich war fixiert auf Tiger. Das fing an in der Pubertät, steigerte sich im Abi-Alter, hatte seinen Höhepunkt mit Anfang 20 und blieb auf erschreckend hohem Niveau bis etwa 30.
Wie äußerte sich meine Tigeritis? Tiger-Shirts, Lederjacken mit Tigerfellkragen, Tiger-Kleider, getigerte Dessous. Tigerhose aus Samt. Tiger-Mütze. Tiger-Handschuhe. Tiger-Geschirr. Tiger-Kissen. Tiger-Bettwäsche. Tiger-Überdecken. Tiger-Hausschuhe. Tiger-Schreibhefte. Tiger-Kalender. Tiger-Ordner. Tiger als Bettvorleger. Plüschtiger. Riesen-Plüschtiger. Und es wurden immer mehr Tiger-Lieblingsstücke, da ich haufenweise Tigerzeug von Familie und Freundeskreis geschenkt bekam. Man wusste, dass man bei mir mit Getigertem nichts falsch machen konnte.
Eine meiner ältesten Freundinnen nennt mich bis heute Tigerli. Und eine meiner ersten Mailadressen, die ich bis Ende 20 benutzte, lautete: tigergirl007@aol.com. Der gestickte Schriftzug „Tigergirl“ zierte auch mein Abi-Jahrgangs-Basecap – das noch einige Jahre meinen Kopf schmücken sollte.
Eine besondere Fixierung entwickelte ich auf Tigger, den Tiger aus „Winnie Pooh“ – und das mit Anfang 20. Optisch signalisierte ich meine Begeisterung mit Tigger-Zopfgummi und Tigger-Print-Shirt. Ich erinnere mich, dass ich in diesem Look Politologie-Seminare an der FU Berlin besucht habe und so auch während meines Praktikums bei einem bekannten Reporter-Magazin rumlief. Im Disney Store in Rom entdeckte ich damals ein Tigger-Kostüm, das für ein Alter bis 11 Jahre ausgewiesen war. Ich dachte, ich könnte mich da irgendwie reinquetschen. Der Tigger-Kopf mit Gesichtsaussparung reichte allerdings nur bis zur Brust. Ich kaufte es trotzdem.
Kürzlich las ich, dass am 29. Juli der Internationale Tag des Tigers ist. Teilnehmende Akteure sind u.a. die 13 Staaten mit wild lebenden Tigern und internationale Naturschutzorganisationen wie WWF und hierzulande NABU. Ziel ist es, Aufmerksamkeit für den Schutz der Tiger und ihre Lebensräume zu schaffen und auf die Dringlichkeit des Artenschutzes hinzuweisen. Etwa 5.600 Tiger leben weltweit – vor rund 100 Jahren waren es noch über 100.000. Für das Geld, das ich in das ganze Tiger-Zeug gesteckt habe, hätte ich locker einen Tiger adoptieren können. Kann man tatsächlich machen – das Geld fließt direkt in Schutzprojekte, die Tiger und ihren Lebensraum erhalten.
Ich kleide mich nicht mehr wie ein Tiger, aber im Alltag wünsche ich mir oft seine Eigenschaften: Mut, physische und mentale Stärke, Wachsamkeit und Konzentration. Was sich wohl der eingangs beschriebene Fuchsmann wünscht? List und Raffinesse?
Mein Mutterherz schlug höher, als meine Tochter im Alter von zwei Jahren begann, wie ein Tiger zu fauchen. Täglich, stundenlang. Empfanden die Kita-Erzieherinnen wahrscheinlich anders. Und erst recht freute ich mich, als sie sagte: „Ich bin ein Tiger!“ Ihre Begeisterung ist dann aber jener für – haha – Füchse gewichen. Während ich dies schreibe, blicke ich auf mittlerweile sieben Füchse verschiedener Größe in unserem Wohnzimmer. Doch über allem thront auf einem Schrank mein überdimensionaler Plüschtiger. Und ich lehne, dies schreibend, an einem Tigerkissen – auch ein Relikt von damals, ebenso wie der mit Reiskörnern gefüllte Pooh-Tigger auf der Couch. Tiger und Fuchs – Kraft und Cleverness. Eine unschlagbare Kombi: Möge sie Euch alle begleiten, wie ein Tiger im Herzen und ein Fuchs im Verstand. Rrrroooaaarr!

Ganz schön bekloppt!
Ich hingegen pflege eine gesunde Zebra-Obsession 😁
Her mit den gaganischen Zebra-Fotos! 😹 Jetzt Gaga als Zebra – jetzt geht meine Fantasie mit mir durch 😄🦓
PS: immer wieder erstaunlich, was ich alles von Dir noch NICHT weiß. Toll!
❤️🙌🏼🥰
Oh! Wie ausgezeichnet Dir das steht!! Das wäre mal eine gute Gelegenheit für viel mehr Fotos mit Dir aus der Tigerli-Zeit: Mit Tigerhut, mit Tigerwäsche, im Tiger-Bettzeug, auf dem Tiger-Kissen, mit Tiger-Dessous… Stop! Das geht jetzt mit mir durch! STOP! AUS! 😀 😀 😀
😹😹😹 Ooh, da werde ich noch das ein oder andere Fundstück aus dem (Tiger-)Hut zaubern können 😂
Ja, ja- unser Tiger- Girl… An unserer Familien- Fotowand hängt ein Foto: Saski mit Tigerhut und dicker Zigarre im Mund und verruchtem Blick.😆🥰😍 Ich muss es mal als sehr charakteristisch für uns als Erinnerung empfunden haben. 😂😘💋
😹😅❤️🥰